„Hin und wieder hat das Schicksal Ähnlichkeit mit einem örtlichen Sandsturm, der unablässig die Richtung wechselt. Sobald du deine Laufrichtung änderst, um ihm auszuweichen, ändert auch der Sturm seine Richtung, um dir zu folgen. […] Und wenn der Sandsturm vorüber ist, wirst du kaum begreifen können, wie du ihn durchquert und überlebt hast. Du wirst auch nicht sicher sein, ob er wirklich vorüber ist. Nur eins ist sicher. Derjenige, der aus dem Sandsturm kommt, ist nicht mehr derjenige, der durch ihn hindurchgegangen ist. Darin liegt der Sinn eines Sandsturms.“
Haruki Murakami („Kafka am Strand“)
Ich ging noch nie durch einen richtigen Sandsturm, aber eine Entscheidung, die ich in meinem Leben traf, und die Folgen davon fühlten sich fast so an, und passen daher gut zu Andreas Projekt.
Ich bin auf dem Land aufgewachsen und als junge Frau in die Grossstadt gezogen. Ich fühlte mich sehr wohl und genoss das Grossstatdleben mit allen Annehmlichkeiten und Freiheiten. Auch beruflich ging es bergauf. Ich hatte einen guten Job, eine eigene Wohnung und ein eigenes Auto. Ich war sozusagen eine unabhängige, selbständige, junge Frau. Das war zu dieser Zeit keine Selbstverständlichkeit. Dann habe ich mich so richtig verliebt und mein Auserwählter kam vom Lande. Wir schmiedeten bald Pläne für eine gemeinsame Zukunft. Für uns zwei war klar, dass bei einer Heirat ich meine Zelte abbrechen und zu ihm aufs Land ziehen werde.
Die Folgen dieses Entscheids fühlten sich für mich sandsturmartig an. Ich kann mich noch gut daran erinnern. Ich hatte ausser meiner grossen Liebe nichts mehr: keinen Job, keine Freunde in der Nähe, kein Grossstadtleben. Ich fühlte mich, als wäre mir der Boden unter den Füssen weggezogen worden. Von der Liebe allein kann niemand leben. Aber mit der Liebe, die nicht immer verstand, was ich wollte, mir aber die Freiheiten liess, die ich brauchte, hat sich der Sturm wieder gelegt.
Das Fazit meines Lebenssandsturms: Ich würde alles wieder genauso machen. Wir sind immer noch glücklich zusammen, haben zwei wunderbare Kinder, auf die wir mächtig stolz sind. Und jeder von uns darf sich nach seinen Fähigkeiten und Bedürfnissen entfalten. Ich hoffe, dass in unserem Leben nicht unnötig Sand aufgewirbelt wird.
gesammelt werden die Sandstürme bei Andrea
Gedanken über die Liebe bei Astrid.