Eigentlich liebe ich unser Zuhause sehr. Ich bin auch gerne daheim, fühle mich sehr wohl in den eigenen vier Wänden – eigentlich.
Aber zurzeit doch eher weniger.
Rund um unser Haus steht ein Gerüst und alle Fensterläden sind abmontiert. Es wird geschliffen, mit dem Hochdruckreiniger die alte Farbe von der Fassade abgespritzt und auf dem Gerüst laufen die Arbeiter vor unseren Fenstern durch. Das heisst für mich, keine freie Sicht aus dem Fenster. Das engt ein und nimmt Licht weg.
In aller Eile musste ich noch Nachtvorhänge nähen und in den Schlafzimmern aufgehängen. Weil an Ausschlafen ist zurzeit unter der Woche nicht zu denken. Morgens pünktlich um sieben Uhr ist Arbeitsbeginn auf unserer Baustelle. Da ich keine Frühaufsteherin bin, ist es sehr ungewohnt für mich.
Wenn dann die Fenster noch abgedeckt werden als Spritzschutz, oder sogar den ganzen Tag die Haustüre geschlossen ist, fühlt man sich doch ein wenig eingesperrt.
Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie ich das aushalten würde, wenn wir nicht andere Möglichkeiten hätten um ins Freie zu kommen. Glücklicherweise ist unser Garagentor auf der anderen Hausseite. Und wieder einmal leistet uns der Wintergarten gute Dienste: als Ausgang ins Freie, als Lichtquelle und als Fluchtort.
Leider fallen auch die Sonnenstunden im Garten oder auf der Terrasse aus.
Daher traf man mich diese Woche mehrmals bei meinen Nachbarn zum Kaffee oder im Park bei den Touristen. Auch machte ich vermehrt Krankenbesuche.
Meine Wohnsituation sikert langsam auf meine Stimmung durch, weil zurzeit ist es für mich etwas ungemütlich, in unserem sonst sehr gemütlichen, liebgewordenen Zuhause.
Eigentlich gar nicht so wie ich es am liebsten mag.