Zum Glück nicht Alltäglich!

Von unserem Besuch in Erfurt und Weimar habe ich schon geschrieben, nicht so unbeschwert war der Besuch der Gedenkstätte Buchenwald, die zwischen den beiden Städten liegt. Die Anfahrt war wunderschön vorbei an riesigen Kornfeldern soweit das Auge reicht. Solche grosse Flächen unbebauter Landschaften findet man bei uns nicht.

Der rote Mohn und die blauen Kornblumen waren ein herrlicher Anblick in ihrer vollen Pracht. Die Stelle am Feldrand sah aus, als hätte der Bauer die Blumensamen einfach noch ausgeschüttet. So dicht wuchsen sie am Wegrand.

Als wir bei der Gedenkstätte ankamen, schauten wir zuerst einen Dokumentarfilm über das schreckliche Geschehen aus dem Zweiten Weltkrieg. Drei ehemalige Gefangene erzählten im Film von ihrer Haft. Bei vielen Aussagen bekommt man einen Kloss im Hals. Wenn man hört, dass man für ein paar rohe Kartoffelschalen von Mitgefangenen fast erwürgt wird, macht einem das sehr nachdenklich. Nachher machten wir eine Führung durch die Anlage.

Auf dem nächsten Bild sieht man den Lagereingang. Wer durch dieses Tor kam, für den gab es kein Zurück mehr.

Die Uhr oben am Eingangsturm steht seit dem Ende der Grausamkeiten um Viertel nach Drei symbolisch still.

Der Spruch an der Eingangstür spricht eine eigene Sprache.

Die grösse des Geländes, das mit Stacheldraht und Wald eingezäunt war, lässt einen nur erahnen, was sich da abspielte.

Namen wurden hier nicht verwendet, jeder hatte eine Nummer und war einem Block zugeteilt. Ein pensionierter Geschichtslehrer führte uns durch die Räumlichkeiten und das Gelände. Er erzählte uns die ganzen Gräueltaten so human wie möglich und machte uns auf detaillierte Zeichen aufmerksam. Er musste viele Fragen beantworten.

Als wir uns auf den Weg machten, hingen dunkle Wolken über Buchenwald und passten zu unserer Stimmung.

Als wir vom Parkplatz wegfuhren, wies uns das Navi den Weg. Als die Stimme sagte, biegen sie links ab und fahren sie auf der Blutstrasse weiter, fuhr mir ein letztes Mal an diesem Tag ein Schrecken durch Mark und Bein.

geteilt: AnnA, DND

13 Gedanken zu „Zum Glück nicht Alltäglich!“

  1. Solche Besuche sind so wichtig. Und in diesen Zeiten machen sie einem klar, wie wachsam wir sein müssen, dass sich so etwas wirklich nicht mehr wiederholt und mehr noch, alle Menschen einst in Frieden leben können… Danke, dass du dort warst… Lieben Gruß Ghislana

  2. Ja zum Glück und bleibt zu hoffen dass sowas schreckliches nicht wieder passiert, auch wenn es noch genug andere Greueltaten gibt. In der Schule fast ein halbes Jahr den Nationalsozialismus in Geschichte als Thema gehabt, gab es einige Filme und Besuche die einen damals schon sprachlos gemacht haben.

    Liebe Grüsse

    N☼va

  3. ich habe so manchen Film darüber gesehen
    aber mit eigenen Augen ist es doch noch etwas ganz anderes
    ja.. der Mensch trägt die Bestie in sich
    gut wenn man das vor Augen geführt bekommt
    in welchem Kontrast dazu die herrlichen Mohn und Kornblumen

    liebe Grüße
    Rosi

  4. Ich war dort auch schon und kann mich noch gut daran erinnern, das Buchenau KZ hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Die Verbrennungsöfen werde ich nie vergessen!
    LG Heidi

  5. Liebe Pia,

    all diese Konzentrationslager sind schwere Kost. Ich habe Buchenwald und Bergen-Belsen auch schon besucht. Man kann sich gar nicht vorstellen, zu welch Greueltaten Menschen wirklich fähig sind, aber in diesen Gedenkstätten bekommt man sie vor Augen geführt.
    Ich finde es wichtig, dass man solche Gedenkstätten aufrecht erhält als Mahnmal. Mögen sich solche Taten nie mehr wiederholen.
    Aber die Gegenwart lehrt uns, es ist Wunschdenken. Weiterhin wird weltweit gemordet, gefoltert.

    Der Schriftzug an Tür, da gebe ich dir Recht, er spricht seine ganz eigene Sprache. 🙁

    Liebe Grüße und hab einen schönen Abend
    Christa

  6. Oh Pia, das war bestimmt kein leichter Besuch. Ich bin da meist immer etwas „feige“, ob ich dort hingehen würde – ich weiß es wirklich nicht. Bergen-Belsen ist mir noch in schlimmer Erinnerung und da ist ja nicht ganz so viel schreckliches passiert. Bevor es dort so weit kommen konnte war es ja endlich vorbei mit dem Gräuel, aber als wir die Straße betraten wo diese Todesmärsche losgingen … ohne Worte.
    Liebe Grüße
    Kirsi

  7. Wir können dankbar sein, dass in Europa diese furchtbaren Zeiten vorbei sind, und wachsam sein, dass sie nie wiederkehren.
    Aber es drückt einen nieder, wenn man daran denkt, dass in vielen anderen Ländern Andersgläubige, Andersdenkende oder verfeindete Ethnien ähnlich verfolgt und vernichtet werden. Da schauen unsere Regierungen gern drüber weg, weil es die Handelsbeziehungen stören könnte. Leider hat sich daran nichts geändert…
    Liebe Grüße
    Andrea

  8. Liebe Pia,

    ich finde ja immer das solche Orte irgendwie sehr bedrückend sind und ich mag mir oft gar nicht so genau vorstellen was da genau passiert ist. Nicht weil ich die Augen vor der Wahrheit veschließe sondern weil ich das manchmal nicht so gut wegstecken kann. Aber man wird auch dankbar für das was man hat und vor allem wie es uns heute geht.

    Die Mohnfelder sehen wirklich klasse aus …

    viele liebe Grüße deine nähbegeisterte Andrea

  9. ich war mit 16 jahren mit einer gruppe von lehrlingen dort und ich habe diesen besuch nie vergessen. noch heute, nach über 50 jahren, kommen mir tränen in die augen, wenn ich jetzt deinen beitrag lese. dieser besuch hat sicher meine weitere soziale und politische meinung geprägt. und das war gut so.
    liebe grüße
    mano

  10. Liebe Pia,
    daran, dass uns hier Geschichte so aufwühlt, betroffen macht, traurig und hilflos vor der Grausamkeit des Menschen, sieht man, wie wichtig diese Gedenkstätten gegen das Vergessen sind.
    Lieben Gruß
    moni

  11. Ich war beim Besuch von Weimar auch dort und wir sind den Weg von Weimar aus nach Buchenwald gelaufen, so wie es die Menschen auch tun haben müssen.
    Die Bevölkerung stand still und sah zu und angeblich hat es ja keiner gewußt, was hier geschehen ist.
    Nach der Befreiung von Buchenwald mußte die Bevölkerung von Weimar auf Befehl der Amerikaner sich das ansehen. Da wußten sie es.

    https://www.youtube.com/watch?v=bvbiFnaQtgQ

    Ilse Koch die Hexe von Buchenwald.
    Es ist nur schlimm.

    Lieben Gruß Eva
    ich habe mir letztes Jahr Ausschwitz angesehen, das war ganz furchtbar.

  12. Deiner Überschrift kann ich nur zustimmen. Beim Lesen fielen mir gleich wieder unsere Besuche in Dachau und Bergen-Belsen ein. Da hatte ich die gleichen Gedanken und Gefühle. Solche Besuche können uns nur dankbar machen für all die Jahre, die wir nun in Frieden leben. Aber wir müssen jetzt aufmerksam bleiben gegenüber der neu aufkeimenden Judenfeindlichkeit und heute im Zeitalter sozialer Medien kann sich niemand mehr rausreden, er/sie/* hätte davon nichts gewusst.

    Auch über solch nachdenklich machende Posts freue ich mich und bedanke mich ganz herzlich dafür.

    Liebe Grüße
    Arti

Kommentare sind geschlossen.